Der Arbeitskreis Afrika pflegt seit 2004 eine Partnerschaft mit der Diözese Mamfe in Kamerun. Bischof Aloysius Fondong Abangolo ist der dritte Bischof der Diözese. Er wurde im Mai 2022 in sein Amt eingeführt, und wir freuen uns sehr, dass er sich die Zeit genommen hat, uns nach nur einem Jahr im Amt zu besuchen und uns mit seinem ersten Besuch in Deutschland zu beehren.
Bischof Aloysius ist von seinem Ad-Limina-Besuch bei Papst Franziskus in Rom eingeflogen. Noch am selben Abend feierte er mit uns in St. Johannes die Eucharistie. Es folgte ein sehr informatives und lebhaftes Gespräch über die politische und soziale Situation im anglophonen Kamerun und die Projekte des Arbeitskreises Afrika in der Diözese Mamfe. Unser aktueller Schwerpunkt liegt auf Bildung und ein Ernährungsprogramm für die Kinder.
Ein besonderer Höhepunkt des Abends war der Überraschungsbesuch von Dr. Joy Alemazong, Bürgermeister von Heubach (Schwäbisch Gmünd). Dr. Alemazong und Bischof Aloysius waren Schulfreunde und es war ein sehr bewegender Moment, als sie sich nach mehr als dreißig Jahren am Altar von St. Johannes wieder umarmten.
Im Gemeindehaus wurde ein kurzer Film der Deutschen Welle über die aktuelle Unruhe im anglophonen Kamerun gezeigt. Der Film "Ein Priester und der Kampf für mehr Bildung" ist ebenso verstörend wie informativ: In dem zunehmend gewalttätigen Konflikt zwischen englischsprachigen Separatisten und der französischsprachigen Regierung sind die Schulen besonders stark betroffen. Die staatlichen Schulen sind seit sieben Jahren geschlossen, und die Separatisten diktieren die Öffnung und Schließung von kirchlichen und privaten Schulen. Angesichts der realen Bedrohung durch eine "verlorene Generation", die keine Schule besucht hat, ermutigt unsere Unterstützung des Ernährungsprogramms der Diözese Mamfe die Eltern, ihre Kinder wieder zur Schule zu schicken. Unser kleines Stipendienprogramm, das von unseren Gemeindemitgliedern finanziert wird, übernimmt die Schulgebühren für so viele Waisen und bedürftige Kinder wie möglich - derzeit 15.
Am Sonntag teilte uns Bischof Aloysius mit, was die Diözese am dringendsten braucht. Er plant ein Jugendzentrum, um den jungen Menschen, die aufgrund der Unruhen keine Ausbildung erhalten haben, eine Perspektive zu geben. Und es ist höchste Zeit, dass Mamfe von teurem, ineffizientem und umweltschädlichem Generatorstrom auf Solarstrom umsteigt. Es gibt noch viel zu tun!
Der Montag stand ganz im Zeichen der Ökumene. Dekanin Frau Kohler-Weiß nahm sich die Zeit, einem sehr interessierten Bischof die Kirche St. Laurentius zu zeigen. Anschließend genoss Bischof Aloysius eine Tasse fair-gehandelten, kamerunischen Kaffee im Nürtinger Weltladen.
Das Mittagessen fand mit dem Bürgermeister, Dr. Fridrich, statt. Als er von den Herausforderungen in Mamfe hörte, konnte Dr. Fridrich unsere lokalen Herausforderungen aus einer anderen Perspektive betrachten! Er wird uns gerne bei zukünftigen Projekten mit Mamfe unterstützen, wenn er kann.
Am Dienstag wurden wir in Rottenburg von Dr. Reichert und Frau Rizzi vom Referat Weltkirche herzlich empfangen. Die Details der Situation im anglophonen Kamerun waren erschütternd, aber ebenso beeindruckend ist der unerschütterliche Glaube und die Hoffnung unserer Schwestern und Brüder in Mamfe. Bischof Aloysius' oberstes Ziel ist es, sichtbar für sie da zu sein.
Der Dienstagnachmittag brachte ein echtes Highlight mit sich - unseren lange geplanten Besuch bei der Nürtinger Zeitung, um unsere tiefe Dankbarkeit für ihren Beitrag zum Ernährungsprogramm im Rahmen des "Licht der Hoffnung" zum Ausdruck zu bringen. Wie Bischof Aloysius zusammenfasste: "Danke, dass Sie den Menschen in Mamfe Licht und Hoffnung bringen". Er unterstrich die Bedeutung der Bildung an zwei Beispielen: an seinem eigenen und dem der Bürgermeisterin Dr. Joy Alemazung. Dass beide in exponierten Berufen tätig sind, obwohl sie aus Familien mit neun bzw. vierzehn Kindern stammen, hat aus ihrer Sicht einen entscheidenden Grund: eine gute Ausbildung. Deshalb ist Bildung für Bischof Aloysius auch so wichtig.
Nach vier Tagen voller konstruktiver Gespräche und Einsichten musste Bischof Aloysius am Mittwoch Abschied nehmen, jedoch nicht ohne einen weiteren wichtigen Einblick: ein Besuch bei der Firma Metallbau Schreiber in Wolfschlugen, der dem Bischof eine ganz neue Perspektive auf das Leben in Deutschland und Europa, fernab der kirchlichen Gefilde, eröffnete.
Wir sind sehr dankbar für die gemeinsame Zeit, die gewonnenen Einsichten, die erzählten Erlebnisse, das gewachsene gegenseitige Verständnis und vor allem für die neuen Impulse in unserer Partnerschaft. Mamfe und Nürtingen liegen global gesehen weit auseinander, und doch teilen wir dieselben tiefen Hoffnungen, Sehnsüchte und Glauben.
Für den Arbeitskreis Afrika
Anne O'Callaghan
Spenden an: Katholische Kirchenpflege Nürtingen: IBAN: DE59 6115 0020 0048 2043 87 KSK Esslingen-Nürtingen, Stichwort: Arbeitskreis Afrika